Beschreibung: | (engl.: intentionaler Fehlschluss) Von Wimsatt und Beardsley eingeführter Begriff, der sowohl für eine bedeutungstheoretische als auch für eine wertungstheoretische Annahme steht: Weder bei der Wertung noch bei der Erschließung der Bedeutung eines literarischen Werkes sei eine Bezugnahme auf die Intentionen des Autors wünschenswert oder möglich. Unmöglich sei die Bezugnahme, da die Intentionen des Autors grundsätzlich epistemisch unzugänglich seien; nicht wünschenswert sei sie, weil eine Auseinandersetzung mit den Intentionen des Autors keine Auseinandersetzung mit dem Werk selbst sei. Wimsatt und Beardsley betrachten den intentionalen Fehlschluss als Verwechslung eines Werkes mit seinem Ursprung und damit als Sonderfall eines genetischen Fehlschlusses. Gemeinsam mit der These vom affektiven Fehlschluss (vgl. affective fallacy) stützt die These vom intentionalen Fehlschluss einen der zentralen Gedanken des New Criticism: die Überzeugung, dass Wertung und Interpretation eines Werkes auf das Werk als autonomen (vgl. Autonomie) ästhetischen Gegenstand gerichtet sein müssen. In der literaturtheoretischen Debatte wird der Begriff des intentional fallacy oft weitgehend losgelöst von den zugrunde liegenden Überlegungen des New Criticism verwendet, um einer allgemeinen Ablehnung intentionalistischen Interpretierens Ausdruck zu verleihen. In dieser Verwendungsweise wird die These vom intentionalen Fehlschluss dann oft zusammen mit anderen antiintentionalistischen Konzepten vertreten, etwa Roland Barthes' These vom Tod des Autors. |